Kreuzstichmuster der Siebenbürger Sachsen
in die Moderne überführt
Tradition wahren, heißt nicht, die alte Asche hüten, sondern die lebendige Flamme weitertragen, so Thomas Morus. Und obwohl dieser kein Siebenbürger Sachse war stellen wir, der Club der Heissen Nadel unsere Arbeit unter anderem unter dieses Motto: Altes bewahren, um Neues daraus entstehen zu lassen.
Alt ist die Form des Mustertuches, das zum einen zur Übung diente, zum anderen als Vorlage für alles, was das Haus zieren sollte. Nachzuweisen sind sie seit der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts, dienten zwischenzeitlich nicht nur der familiären Bewahrung und Fortführung spezifischer Muster, sondern auch der schulischen Mädchenerziehung bis hin zur Disziplinierung. Davon sind unsere Ideen weit entfernt. Sicher wollen wir die Muster die Siebenbürger Sachsen auf diesem Weg erhalten, das eigentliche Ziel aber ist die Anregung der Kreativität der Stickerinnen und Sticker. So ist bereits jedes der Mustertücher ein Akt der Kreativität, entstanden aus Tisch- und Bettwäsche in langen Recherchen in Museen. Die Alphabete sind ohne Vorbild neu entstanden - passend zu den jeweiligen Mustern. Und danach beginnt die Verwandlung der historischen Grundlagen in die Exclusivität: Finden Sie zum Beispiel Ihre Initialen in Mustern der Siebenbürger Sachsen. Tafelkleider, der besonderen Art sind unsere Leidenschaft, aber auch kleine Kostbarkeiten wie Engel, Eulen, Katzen, Herzen … Und die Feiertage dürfen natürlich auch nicht fehlen, Weihnachten, Ostern ...
Die Frage, wie wir gerade auf die Siebenbürger Sachen kommen, ist leicht zu beantworten: Hier findet sich eine reichhaltige Kreuzstichkultur, die möglicherweise aus der alten Heimat in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts mitgenommen wurde. Und wenn wir auf unsere Ahnen zurückschauen, dann hätten sie auch ihre Heimat verlassen können: die Eifel und das Westfälische, denn dort herrschten Hunger und Elend. Legenden und wissenschaftliche Theorien widersprechen sich zum Teil. Nachweislich bildet sich erst im Laufe der Jahrhunderte eine echt Siedlergemeinschaft aus Menschen der Bistümer Köln, Trier und Lüttich (heute also zwischen Flandern, Wallonien, Luxemburg, Lothringen, Westerwald und Hunsrück bis hinein ins Westfälische). Ein Teil der Siedler kam auch aus Bayern. Als sie nach den zweiten Weltkrieg das heutige Gebiet der Rumänen verlassen mussten, brachten sie ein Teil der reichhaltigen Kreuzstichmuster mit, die in Museen und Heimatstuben aufbewahrt werden - in denen wir sie finden und abzeichnen durften. Daher gilt unser Dank vor allem den Menschen, die auf diese Weise die Möglichkeit geboten haben, die Muster der Siebenbürger Sachsen für die Nachwelt zu erhalten und die lebendige Flamme ihrer Motive und des Kreuzstiches weiter zu tragen.